Die Farben der Wandlung

Wechselkleider eines Lebens

Es gab eine Zeit, da trug ich fast nur bunt.
Nicht einfach farbenfroh, sondern leuchtend. Laut.
Als müsste meine Kleidung ausgleichen,
was innerlich nicht sichtbar war.
Als könnten Muster und Farben das ausdrücken,
wofür mir selbst noch die Worte fehlten.
Oder als müsste ich mir selbst versichern:
„Ich bin lebendig, ich bin da.“

Vom Bunt ins Schwarz

Dann kam der Abschied.
Meine Hündin starb. Und mit ihr verschwand das Bunte.
Ich konnte es nicht mehr tragen.
Schwarz wurde meine neue Haut.
Nicht aus Trotz. Nicht aus Pose.
Sondern aus einem tiefen Bedürfnis nach Ruhe.
Nach Würde. Nach Klarheit.
Schwarz war nicht Trauer –
es war Konzentration.
Auf das Wesentliche. Auf das, was bleibt.
Es war, als hätte ich mich aus allen Farbtönen zurückgezogen,
um wieder bei mir anzukommen.
Still. Edel. Ehrlich.
Und ja – auch ein wenig traurig.
Aber gut traurig.
Sortierend.
Schwarz war mein Filter.

Und wieder zurück

Doch nichts bleibt ewig.
Vor einigen Wochen geschah es leise.
Ein Kleid hier, ein Rock da.
Sanfter, gedeckter, natürlicher.
Nicht mehr knallig – aber farbig.
Ich trage wieder bunt.
Nicht um etwas zu überspielen.
Nicht um jemand zu sein.
Sondern weil ich wieder Lust darauf habe.
Ein Stück mehr ich.
Ein Stück mehr offen.
Ein Stück weiter im Wandel.

Und vielleicht ist genau das der Punkt:
Dass wir unsere Farben immer wieder neu wählen dürfen.
Nicht um jemandem zu gefallen.
Nicht, um etwas festzuhalten.
Sondern um sichtbar zu machen,
wer wir in diesem Moment geworden sind.

Farben begleiten mich schon lange –
nicht nur im Kleiderschrank, sondern auch in meiner Arbeit.
Ich spüre ihre Wirkung, ihre Kraft, ihre feinen Zwischentöne.
Manchmal trage ich sie.
Manchmal lassen sie sich nicht tragen.
Und manchmal zeigen sie mir,
wo ich innerlich gerade stehe.

Manchmal beginnt Veränderung mit einem Kleid.